Große Jubiläumsfeier in der Kulturstation

Mit einem bunten Fest feierte der Weltladen Wetzlar in der Kulturstation sein 40-jähriges Bestehen. Dazu hatte man neben Vertretern der Stadt und aus der Politik sowie den übergeordneten Vereinen auch Handelspartner und befreundete Vereine, benachbarte Läden, Weggefährten, Kunden und Vereinsmitglieder eingeladen. Viele Köstlichkeiten mit fairen Zutaten aus aller Welt luden am reichhaltigen Buffet zum Probieren ein, an verschiedenen Ständen konnte man sich über die Arbeit von Netz Bangladesch und dem Arbeitskreis Brot für die Welt – TIKATO informieren oder die Schmuckkollektion aus Mexiko des Handelpartners Pakilia bewundern.

 

Der Hingucker des Tages war Silberschmied Abdullai aus dem Niger, denn der Tuareg war in traditioneller Kleidung erschienen. Begleitet von Dr.Wilhelm Wilmers, der auch als Übersetzer fungierte, erzählte Abdullai von seiner Arbeit und präsentierte einige Schmuckstücke.

 

Karin Krug, Vorsitzende des Trägervereins Eine-Welt-Haus e.V. begrüßte die Anwesenden und gab einen kurzen Rückblick auf die Arbeit und das Wirken des Ladens. Ihr wurde durch Stadtrat Norbert Kortlüke, der dem Weltladen für sein langjähriges Engagement für den Fairen Handel dankte, im Namen der Stadt ein Scheck überreicht. Einen besonderen Bezug hat die Bundestagsabgeordnete Dagmar Schmidt (SPD) zum Fairen Handel, da sie seit mehr als zwanzig Jahren immer wieder den afrikanischen Kontinent bereist und dessen positive Entwicklung verfolgt hat. Die Vielfalt ihrer Erinnerungen und Eindrücke konnte sie in ihrer Rede nur anreißen und stellte dadurch einen guten Praxisbezug zu der Arbeit des Fairen Handels her. Hans-Jürgen Irmer (MdB, CDU) bekannte, dass er bisher nur wenig über den Fairen Handel weiß, erkannte aber die Wichtigkeit der Arbeit der Weltläden an. Er zeigte sich durchaus lernwillig und bot ein erneutes Treffen für ein weiterführendes Gespräch an.

 

Nicola Krümpelmann vom Weltladendachverband würdigte das jahrzehntelange ehrenamtliche Engagement der Ladenmitarbeiterinnen und Elisabeth Dreher, selbst aktiv im Weltladen Weilburg, sprach das Grußwort für den Regionalverband Weltläden in Hessen e.V.. Heidi Stiewink, Vorsitzende von TIKATO, stellte die Arbeit ihres Vereins vor und lenkte auch den Blick auf die hoch-bedenkliche Entwicklung in Burkina Faso: das Erstarken der Islamisten, die mit einer Welle von Attentaten versuchen, das bisher friedliche Nebeneinander der Religionen zu zerstören. Sie betonte die Gemeinsamkeit der beiden Institutionen: „Ihre und unsere entwicklungspolitische Arbeit haben ein gleiches Ziel: einen Dialog auf Augenhöhe mit den Partnern des Südens aufzubauen"

 

Den Anfängen des Fairen Handels, dessen Grundsätzen und Motivation näherte sich die zweite Vorsitzende des Eine-Welt-Hauses, Annette Greier, in einer ebenso unterhaltsamen wie mitreißenden Rede. „Alle sagten „Das geht nicht !“ Dann kam einer, der wusste das nicht, und hat‘s einfach gemacht !“, stellte sie sich den Beginn des Fairen Handels vor rund 50 Jahren vor und schlug den Bogen von der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, deren Artikel 25 den Kernsatz des Fairen Handels beinhaltet („Jeder Mensch hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztlicher Versorgung und notwendiger sozialer Leistungen“) bis hin zum aktuellen Thema „Gendergerechtigkeit“, welche durch die gezielte Förderung von Frauen durch den Fairen Handel vorangetrieben werde: „Es gibt deshalb einen großen Schatz, den es zu heben gilt: Frauen mit tollen Ideen, Frauen mit hoher sozialer Kompetenz, Frauen mit viel Power – die nur etwas Hilfe, Motivation und finanzielle Unterstützung brauchen, um richtig durchzustarten.“ Auch wenn man manches Mal mit Rückschlägen oder Frustration zu kämpfen habe, rief sie für die Zukunft des Fairen Handels dazu auf: „Aufstehen, Krönchen richten und weitermachen. Stark, mutig und kompromisslos ! Denn eine gerechte Welt ohne Armut ist möglich !“

 

Umrahmt wurden die Wortbeiträge musikalisch zuerst von der Trommlergruppe Tambor aus Nauborn und später durch die Liedermacherin Lee Bach-Bayram. Heimlicher Star der Veranstaltung war jedoch Sompa Rani. Die junge Studentin verbringt bei der Entwicklungshilfeorganisation Netz Bangladesch ein Jahr lang den Freiwilligendienst. Sie begleitete Eva Vorgler und Dagmar Schwarze-Fiedler, die die Arbeit von Netz Bangladesch vorstellten. Mit ihrer Aufregung und auch ihrem Charme rührte Sompa Rani mit ihrer Rede die Zuhörer, denen Sie von sich und ihrer Arbeit erzählte. In vielen Gesprächen öffnete sie den interessierten Besuchern den Zugang zu ihrer Kultur. Und als Lee Bach-Bayram ein Lied in ihrer Muttersprache Hindi sang, steckte sie mit ihrer großen Freude alle anderen Anwesenden an.